FK:K – Franz KAfkA: Kesselhaus (2017)
3.7. bis 16.7. @ Kunstraum Kesselhaus
Beteiligte Künstler
bildende Kunst:
Eva Rothschild, Andreas Fischer, Marianthi Papalexandri-Alexandri, Kunstprojekt INGE, Bernd Wagenhäuser, Ludwig Ander-Donath, Marian Lenhard, Jürgen Schabel, Christian Nappert, Ilija Lazarevic, David Grimm, Rene Martin, Notburga Karl, Simone Forti und Max Dauven
akustische Kunst:
Joasihno (de), Abdu Ali (us), Driftmachine (de), sun_or_cloudz (de), Monsieur Courage (de), Goat (jp), Antez (fr), Krach der Roboter (de), Johannes Ludwig (de), rouge_ah (slo),Marianthi Papalexandri-Alexandri (grc), John Kameel Farah (can)
other:
Kamil – Der grüne Affe (Lesung von Olga Seehafer, Gerd Groß, Felix Forsbach und Musik von Jakob Fischer), Frederic Ehlers und Peter Strickmann
Auszüge aus dem Blog zu FK:K
06.07.2017, Paris, Berlin, Lausanne, Bamberg. Die oberfränkische Mittelstadt mit mittelmäßigen Mitteln für Vermittlung zeitgenössischer Kunst und Popkultur reiht sich ein. Herzlichen Dank an Joasihno (München, Deutschland) und Abdu Ali (Baltimore, USA), die die Verbindung herstellen, indem sie auf ihren Europa-Touren Zwischenstopps im Kunstraum:Kesselhaus einlegten.
Das Kesselhaus war ein ehemaliges Heizkraftwerk, dessen Glasfassade dazu diente, bei Explosionen im Kokskessel zu zerbersten um den Druck zur Seite entweichen zu lassen. Eben jene Glasscheiben schepperten unter den Druckwellen der Bassboxen recht deutlich. Im Hotel gegenüber stand ein Mann ohne Oberhemd im offenen Fenster und beobachtete das Gewitter. „Noch eine halbe Stunde, dann endet das Konzert!“, beruhigte der „Lärmschutzbeauftragte“ des Franz KAfkA e.V. (ein Amt, das das Ordnungsamt zwingend voraussetzt bei sogenannten Veranstaltungen öffentlicher Vergnügung). „Kein Problem. Die Musik stört mich nicht.“, antwortete der Mann ohne Oberhemd. Es muss ein Auswärtiger gewesen sein, vielleicht aus Berlin? Oder einer anderen Stadt? Wo dröhnende Bässe keine Lärmbelästigung sind, sondern Teil des kulturellen Lebens?
Wie auch immer.
Der ergiebige Sommerregen spülte kurz nach Veranstaltungsende unsere Gäste unter ihre heimischen Dächer zurück, subtile Techno-Klänge hinter sich lassend, die Monsieur Courage hinter der Bar abspielte.
Großartig! Danke an Driftmachine aus Berlin für dieses einzigartige Konzert. Und an sun_or_cloudz, für die seltene Ehre eines Ambient-Techno-Sets aus seiner Hand, und DJ Monsieur Courage! Bis die Sonne sich zurückmeldete schepperten die Kesselhaus-Fenster im steten Rhythmus. Insofern auch schönen Dank an die Nachbarn, die bis zum nächsten Morgen keine Beschwerde ausriefen. (Insider sprechen vom „Wunder vom Kesselhaus“).
Genug von Gestern.
11.07.2017, wie im Zeitraffer: es sinniert den 09.07.2017 lang der Franz KAfkA e.V. über die eigene Arbeit und picknickt. Die Ausstellung ist offen für Besuch. Und am 10.07.2017, legen wir unser Büro ins Kesselhaus und arbeiten an diesem und jenem. Die Ausstellung ist offen für Besuch (sie lebt und wächst übrigens weiter), am heutigen 11.07.2017, lädt Notburga Karl zur Erprobung von Performances – wie z.B. Simone Fortis „Huddle“ aus den 1960er Jahren. In Theorie und Praxis werden künstlerische Konzepte besprochen und durchgeführt: „Strategies of Empowerment“. Die Teilnahme ist erwünscht, kostenlos, gegen Spende. Urplötzlich war ein reges Experimentieren zwischen den Autos zu sehen: David Grimms Latten-Schraubzwingen-Bretter-Gebilde bildeten beinahe natürliche Hindernisse für durchfahrende Autos, ebendiese wurden dann durch einen „Huddle“ an der Parkplatzsuche gehindert – doch was sind freie Lücken für Autos wert, wenn Erfahrung und Körper wahrgenommen werden. Gegen eine gefühlskalte Zeit und für eine Abkühlung in der nahen Regnitz waren auch zwei Passanten auf Sportfahrrädern gekommen – als sie erblickten, dass eine gehaltene Leiter ein – vielleicht sogar aus sportfreizeitlicher Perspektive – attraktives Objekt ist stiegen sie in die Performanceerprobungen ein und die Leiter hinauf. Es bleibt zu resümieren Empowerment statt Power – danke Nortburga für Einblicke, Aufstiege und Zwischenmenschliches!
14.07.2017, die Augen verkniffen, die Finger verdreht der Soundcheck auf japanisch steckt noch in den Gliedern! Doch bevor es heute geruhsamer, nachdenklicher Angehen kann bleibt zu sammeln. Nur was? Ein Rausch! Der vollste Abend war der vollste Abend trotz einem sogenannten delay. Ein anderer Soundeffekt heißt übrigens Hall – diesen in betonen Wänden zu reduzieren schlugen sich Jérémie und Felix mit Moltonkonstrukten in Kessalhaushöhen herum. Höhen und Tiefen sollten hörbar sein. Das Schlimmste für hallige Räume – was per definitionem im Duden als „Kesselhaus“ bezeichnet sein könnte – sind jedoch perkussive Töne und Stimmen. Zweiteres ist in der Musik von goat aus Japan nicht zu finden Ersteres jedoch ausschließlich. Aus Gitarre, Bass, Saxophon, Schlagzeug und diversem Schlagwerk holen die vier japanischen Musiker alles perkussive was drin steckt heraus und setzten mit repetetiven Mustern dem ganzen die Krönung auf – eine Gitarre wird angeschlagen statt gespielt einem Saxophon ein repetetives Zucken entlockt und so weiter. Für alle Beteiligten in der Vorbereitung die größte Herausforderung von FK:K. Selbst Schorsch – Ruhe in Person – am Tonmischpult wurde nervös rettete aber den Soundcheck, Auftritt und Abend auf die letzte Minute. Danke Schorsch! Denn was folgte war ein eindrucksvolles Zucken in Publikum und deren Augen dank der Musik. Dank goat und der Berghain in dem ihr morgen spielt ist übrigens auch aus Beton!
Am kommenden Tag loteten Bernd Wagenhäuser und Antez ihre Kommunikation via Sound aus – ein leichter Schein Licht erfüllte nur minimal das Kesselhaus. Alles drehte sich im und um Sound – Wummern des Hammers auf dem Amboss – Warum? Der Kunst wegen! Kreisende Bewegungen Diverses auf dem geföhnten Fell der Trommel Antez‘ der Raum war erfüllt – die Trommelfelle gespannt und wurden gelockert durch das plötzlich eintreffende Roboter-Schätzchen mit Alufolienschleppe – Krach der Roboter schwang sich auf und davon und alle folgten gebannt und überrascht. So soll Kunst sein – überraschend glänzend beeindruckend und verbindend über Differenzen und Grenzen hinweg!
17.7.2017, der Franz fängt gleich an abzubauen. Schade – aber auch gut: mal Ausschlafen! Über Gesehenes und Gehörtes nachdenken. Die Worte Kamils in der Diskussion nach der Lesung von Olga Seehafer, Gerd Gross, Felix Forsbach und Jakob Fischer nachhallen lassen. Harte, wahre, poetische Worte aus dem Kugelschreiber des JVA Häftlings Kamil. Ebendieser nahm an der Schreibwerkstatt Gerd Gross‘ in der JVA Bamberg teil und seine Texte und sein Wille, seine Reflexion und seine Kunst beeindruckten zunächst Gerd, dann Felix, dann die anderen Lesenden so sehr, dass – nach einer Lesung im Jahr 2016 in der JVA – eine weitere Zusammenarbeit entstand und die Lesung „Kamil – Der grüne Affe“ zum zweiten Mal und diesmal öffentlich bei FK:K präsentiert wurde. Die Diskussion über die Texte war das ehrlichste, persönlichste und schönste Gespräch über Literatur, dass ich je miterlebte und das trotz oder gerade wegen der Anwesenheit des Autors. Danke für diesen besonderen Moment – dessen Ausklang in den Klängen der schön in den Raum passenden Solisten an Harfe (rouge_ah) und Saxophon (Johannes Ludwig) gestaltet wurde. Dieser Abend diese Wochen diese Zeit klingt nach: positiv! Wir warten auf Resonanz – den Resonanzraum bietet: das Kesselhaus!
Die Finissage überraschte mit der Performance „Mit Flüchtlingen spielen“ des Kunstprojekts INGE und einer skurrilen Performance von Frederic Ehlers und Peter Strickmann. Überraschend selbst für uns als Veranstalter war die Performance, die noch Zugaben enthielt von John Kameel Farah und Notbruga Karl. Es passiert in Bamberg bei FK:K – dass plötzlich jemand Auftritt der gewohnt ist in der Elbphilarmonie zu spielen. Franz steckt an!
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Tragt Euch FK:K II in Eure Kalender für das Jahr 2018 (ca. 13.6. bis 30.6.2018) @ Kesselhaus