Welterbe trifft Graffiti: Kunst ohne Ewigkeitsanspruch!

 

2.6. bis 10.6.2018 im Kunstraum Kesselhaus

 

Zum 25-jährigen Unesco-Welterbe-Jubiläum verändert das Bamberger Wahrzeichen seine Postkartenansicht! Mit einem „reverse graffiti“ wird in den nächsten Jahren ein zeitgenössisches Kunstwerk auf hunderttausenden Touristenfotos sein und so um die Welt gehen. Ohne Farbe werden vom Dürener Begründer der Kunstgattung „reverse graffiti“ Klaus Dauven (*1966) Kunstwerke im öffentlichen Raum geschaffen. Statt Spraydose nutzt er Kärcher um die Schmutzpatina partiell zu entfernen und so Graffitis zu schaffen! Ein paar Jahre wird das Bamberger Wahrzeichen durch zeitgenössische Kunst Dauvens geprägt – dann verschwindet das Bild wieder von allein. So ist Kunst im öffentlichen Raum immer zeitgemäß. Eine Ausstellung der Werke Dauvens von 1997 bis heute flankiert sein Wirken in Bamberg und wird am 2.6.2018 um 19 Uhr mit einer Vernissage im Kesselhaus, Am Leinritt eröffnet.

Öffnungszeiten der Ausstellung, die vom 2.6. bis 10.6.2018 im Kunstraum Kesselhaus zu sehen sein wird, sind Montag – Freitag von 15:00 bis 18:00 Uhr und Samstag, Sonntag von 11:00 bis 18:00 Uhr.

Interview mit Klaus Dauven

von Felix Forsbach

Was genau ist ein „reverse graffiti“ und haben Sie diese Kunstform erfunden?

Klaus Dauven: Ein reverse graffiti ist in meinen Augen eine Reinigungszeichnung, d.h. eine Fläche, die mit einer Patina überzogen ist, sei es Moos, Flechten oder auch eine Verschmutzung durch Umwelteinflüsse, wird partiell gereinigt. Dabei kommt meistens ein Hochdruckreiniger zum Einsatz, es kann aber auch eine Drahtbürste sein.

Die Technik habe ich 1997 in meinem Atelier beim „Zeichnen“ mit dem Staubsauger auf Papier, das mit Kohle bedeckt war, erfunden und 1999 zum ersten Mal im öffentlichen Raum erprobt. Jahre später stellte sich heraus, dass auch andere Künstler, die alle aus der Graffiti-Szene stammten, relativ zeitgleich ähnliche Entdeckungen gemacht haben.

Sie haben ja in der Vergangenheit an großen Staumauern riesige Werke verwirklicht. Worin liegt der größte Unterschied bei der „Bemalung“ eines asiatischen Staudamms und einer schmalen Bamberger Brücke?

Klaus Dauven: Jede Wand stellt eine ganz eigene Herausforderung dar, denn ich versuche, mit meinem Motiv auf die spezifischen örtlichen Besonderheiten einzugehen. So gesehen besteht kein Unterschied zwischen der Brücke in Bamberg und einer Staumauer in Japan. Bei der Umsetzung gibt es natürlich bedeutende Unterschiede: Eine Zeichnung auf einer Staumauer braucht viel mehr Vorbereitung, Manpower und Zeit.

Was reizt Sie an Bamberg und der Unteren Brücke?

Klaus Dauven: Bamberg kenne und schätze ich schon seit Jahrzehnten, da hier mein Bruder und auch mein Sohn studiert haben. Das Rathaus bildet in meinen Augen das Zentrum der Stadt und stellt die Verbindung zwischen den einzelnen Stadtteilen her. Die Möglichkeit, an so einem prominenten und kulturell wichtigen Ort zu arbeiten, stellt eine Besonderheit dar, da ich sonst eher im Natur-Raum arbeite. Die ungewöhnlich schmale und lange „Zeichenfläche“ der unteren Brücke, die in ihrer zurückgenommenen Gestaltung einen reizvollen Gegensatz zu den Barockelementen der oberen Brücke und des Rathauses bildet, stellt eine besondere Herausforderung für meine Komposition dar.

Die Untere Brücke ist im Sommer derzeit zu einem Schmelztiegel der Kulturen und Generationen geworden. Sobald die Sonne scheint sitzen die jungen Bamberger*innen auf der Ballustrade und trinken Kaffee oder Radler. Beziehen Sie diesen gesellschaftlichen Aspekt oder vielleicht auch die nahen Tourismushighlights: das alte Rathaus, die Obere Brücke oder Klein-Venedig in Ihre Arbeit oder die Motivik ein?

Klaus Dauven: Diesen Aspekt finde ich sehr schön, da ich das Bauwerk auch symbolisch als „Brücke“ deuten und das Verbindende zwischen den Menschen, Stadtteilen und Kulturen in meinem Motiv aufnehmen möchte.

In Bamberg werden viele Auseinandersetzungen über Kunst im öffentlichen Raum geführt. Es sind einige dauerhafte Plastiken oder Skulpturen im Stadtbild zu sehen. Was ist das Besondere an Ihren Kunstwerken im öffentlichen Raum?

Klaus Dauven: Meine Arbeiten im öffentlichen Raum haben per se keinen Ewigkeitsanspruch, da sie von alleine wieder verschwinden. Die Patina kehrt auf natürlichem Weg zurück und nach einigen Jahren ist alles wieder so wie vorher. Dieser Aspekt gehört mit zu meiner Arbeitsweise und macht auch allgemein die Vergänglichkeit sichtbar.

Wie verträgt sich Ihr zeitgenössischer Ansatz für Kunst im öffentlichen Raum mit einer UNESCO Welterbestadt und der historischen Architektur und Bausubstanz?

Klaus Dauven: Aus oben genannten Gründen verträgt sie sich aufgrund ihrer Vergänglichkeit sehr gut mit einem UNESO-Weltkulturerbe, da nichts dauerhaft verändert wird. Hinzu kommt die Standfestigkeit von Beton und vor allen Dingen die Expertise meines Partners, der Firma Kärcher, die mit restauratorischen Reinigungen weltweit, auch an anderen UNESCO-Weltkulturerbe-Bauten, viel Erfahrung gesammelt hat.

Sie sind vor allem für die angesprochenen „reverse garaffitis“ im öffentlichen Raum international bekannt. Was dürfen wir in der Ausstellung im Kesselhaus vom 2.6. bis 10.6.2018 erwarten?

Klaus Dauven: Dort werde ich weitere Arbeiten zeigen, die mit der gleichen Thematik, dem Zeichnen durch Wegnehmen, zu tun haben. Seit 1997 beschäftige ich mich parallel zu den Arbeiten im öffentlichen Raum mit Staubsaugerzeichnungen auf z.T. großen Papierbahnen. Dabei habe ich neue Aufsätze entwickelt, die verschiedenste Motive wie z.B. architektonische Gebilde, erlauben. Ich bin schon ganz gespannt darauf, wie diese gemeinsam mit dem eindrucksvollen Kesselraum wirken. Dann arbeite ich noch mit Putzlappen aller Art, die ich „verschmutze“ und dann mit Pflanzenmotiven versehe.

 

 

Fotos von der Firma Kärcher (© David Franck)

Pressestimmen:

FAZ | BR | Fokus onlineFränkischer TagArt 5III |

Herzliche Einladung zur Vernissage der Ausstellung Klaus Dauvens „PATINA“

am 2.6.2018 um 19 Uhr im Kunstraum Kesselhaus

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